Bäume auswildern
In unserem Garten säen sich jedes Jahr Bäume wild aus. Vorwiegend Eibe und Bergahorn
aber auch Esche, Spitzahorn, Buche und Linde. Die Eiben erhalte ich seit jeher als
Heckenpflanzen zur Gestaltung des Gartens. Die Laubbäume hatte ich bis 2020 einfach
ausgerissen und auf den Kompost geworfen.
Seit der großen Trockenheit im Jahr 2018 sterben massiv Bäume im Harz. Es hat zwei
Jahre gedauert, bis ich auf die Idee kam, dem Wald mit meinen eigenen Mitteln zu helfen.
Ich suchte mit meinen Enkeln einen feuchten Platz und pflanzte mit Ihnen die ersten
neun Eiben aus dem Garten in den Wald.
Bei verschiedenen Pflanzaktionen im Stadtwald von Wernigerode und im Nationalpark,
an denen ich teilnahm, erwarb ich einige Kenntnisse, die mir beim Pflanzen behilflich
sind. Ich habe mich beim Förster erkundigt, ob es OK ist, Bäume einfach so in den Wald
zu pflanzen. Ja, das ist OK, solange es sich um heimische Bäume handelt (was ja
auf die oben genannten Baumarten zutrifft.) Im besten Fall erhöhen sie die Artenvielfalt -
im schlechtesten Fall fressen die Tiere meine Bäumchen und nicht die von den Forstbetrieben
gepflanzten.
Mittlerweile suche ich nicht mehr nach besonders feuchten Standorten, denn dort
kann sich die Natur alleine helfen. Ich bevorzuge erhöhte Standorte, weil von dort
eine höhere Chance besteht, dass die Samen eines Baums (sollte er denn zur Samenreife
gelangen) sich weit verbreiten. Hinsichtlich Trockenheit und Wind sind diese
Standorte natürlich ungünstig. Aber durch meine Pflanzaktionen beobachte ich den
Wald deutlich aufmerksamer. Darum habe ich bemerkt, dass an vielen Stellen sehr
viele junge Bäume sprießen. Warum also dort etwas hinbringen, wo die Natur
scheinbar in Ordnung ist? Meine Bäumchen haben es also etwas schwerer - ich hoffe
aber, dass der Gesamteffekt dort größer ist.
Tipps, wie ich beim Pflanzen vorgehe
- Schon beim Ausgraben sehr vorsichtig sein, dass die Wurzeln möglichst
nicht verletzt werden.
- Wenn es trocken ist, stecke ich die Bäumchen (nach Arten sortiert) in
Plastebeutel, bedecke sie mit Erde und feuchte diese an. Dann bleiben
die Wurzeln beim Weg in den Wald feucht. Den Matsch verwende ich beim
Einsetzen der Bäumchen im Wald zum Befeuchten.
- Um Wernigerode gibt es ausgedehnte Buchenwälder. Dort pflanze ich
nichts, wenn keine großen Lücken klaffen, denn unter Buchen haben
es andere Bäumchen schwer.
- Sehr oft finde ich um Wernigerode im Wald junge Ahornbäumchen gemischt
mit Eschen und Buchen. Teilweise wachsen diese Bäumchen so dicht, dass
man seinen Fuß nicht auf den Boden setzen kann, ohne ein Bäumchen zu
knicken. Dort pflanze ich natürlich auch nicht.
- Prädestiniert scheinen die großen Flächen mit toten Fichten. Allerdings
ist es mir mehrfach passiert, dass anschließend dieses Gebiet mit
schwerem Gerät beräumt wurde. Meine Bäumchen sind dem zum Opfer
gefallen. Daher suche ich eher Gebiete, die schon beräumt sind und
wo eventuell schon neu gepflanzt wurde. Dort findet man immer wieder
Fehlstellen oder abgestorbene neue Setzlinge.
- Ganz in meiner Nähe ist ein relativ trockener Hang, mit vielen toten
Fichten aber auch einigen anderen Bäumen. Er scheint forstwirtschaftlich
uninteressant. Daher habe ich hier schon viel gepflanzt.
- Als konkrete Pflanzstelle suche ich mir meist alte Baumstubben. Das
wurde bei manchen offiziellen Pflanzaktionen aus folgenden Gründen
empfohlen.
- Zwischen zwei Wurzelausläufern ist die Erde oft weich und humusreich.
- Die Wurzeln des neuen Bäumchens können den Wurzeln des alten Baums
folgen, ohne auf großen Widerstand zu treffen.
- Der verrottende alte Baum liefert dem neuen Baum Nahrung.
- Auf der Nordseite hat ein junges Bäumchen etwas Schatten
und der Boden ist etwas feuchter.
- Im Frühjahr schmilzt der Schnee um Baumstümpfe herum schneller.
- Mittlerweile pflanze ich gezielt in hohle Baumstümpfe
hinein, wenn das Holz innen gut verrottet / humos ist. Ich
habe noch keine Erfahrungen, ob das eine gute Methode ist.
- Bei offiziellen Pflanzaktionen werden gern Pflanzhacken oder Spaten
verwendet. Das ist mir für den Transport in den Wald zu sperrig.
Ich nehme meist eine
stabile Pflanzschaufel und einen
Spargelstecher
mit. Letzterer ist auch gut geeignet zum Ausgraben im eigenen
Garten, wenn Pflanzen sehr dicht stehen. Im Wald benutze ich ihn,
um Steine freizulegen oder harte Schichten zu lockern, in die ich
mit der Schaufel schlecht eindringen kann.
- Nach dem Einsetzen muss die Erde rund um das Bäumchen gut festgetreten
werden, damit es sich nicht leicht herausziehen lässt (z.B. wenn
ein Reh die obersten Knospen abbeißt, soll der Rest fest in der
Erde bleiben.) Das garantiert auch, dass keine Hohlräume rund um
das Wurzelwerk bleiben.
- Anschließend lege ich mein GPS-Gerät neben den neu gepflanzten Baum
und mache ein Foto, damit ich Ort und Umgebung festhalte, um das
Bäumchen später wiederzufinden. Beim GPS-Gerät muss man mit etwa
5m Ungenauigkeit rechnen. Darum ist es sehr wichtig, auch genug
Umgebung zu sehen (der Baumstumpf an dem gepflanzt wurde, nahegelegene
Bäume, markante Wurzeln.) Der Wald verändert sich sehr stark und
es ist oft schwer, die Pflanzstelle wiederzufinden.
- Wenn ich in der Nähe pflanze, habe ich bei trockenem Wetter eine
kleine Gießkanne dabei, wenn ich mit Fahrrad fahre, führe ich mehrere
Wasserflaschen mit, um die Anpflanzung ein wenig zu gießen.
- Abschließend decke ich die Stelle um das Bäumchen mit toten Ästen,
Rinde oder ähnlichem ab. Das sorgt für Feuchtigkeit, verringert
die Ausdunstung und liefert bei Zersetzung Humus.
Auswahl der Baumart
- Eiben waren früher überall im Harz heimisch. Der Harz ist aber
kein naturbelassener Wald und daher kommt die Eibe nur noch
extrem selten vor, da sie flächendeckend durch forstwirtschaftlich
interessante Bäume ersetzt wurde. Da die Eibe kaum Ansprüche an
Standortbedingungen hat, pflanze
ich meine Eiben überall, wo es mir günstig erscheint.
- Wo Bergahorn steht, pflanze ich keine, weil mir das nicht
nötig scheint. Ich sehe mir aber die Standortbedingungen
an und versuche meine an Standorten unterzubringen, die den
besagten ähnlich sind.
- Bei Eschen mache ich es ähnlich. Hier habe ich beobachtet,
dass sie eher in kleinen Senken anzutreffen sind, weil sich
dort scheinbar eher Wasser sammelt. Das versuche ich zu
beachten.
- Linde und Spitzahorn pflanze ich immer in unserer Nähe. Die
Knospen von Linden und die Blüten vom Spitzahorn sind lecker -
vielleicht können wir da in 20 Jahren von naschen?
- Neuerdings versuche ich, Kornelkirsche,
Kupferfelsenbirne und Aronia in unserem Garten durch
Stecklinge zu vermehren. Wenn das funktioniert, werde
ich diese auch auf nahegelegene Waldlichtungen auswildern,
um Insekten und vielleicht auch uns Nahrung zu bieten.
Schutz der Pflanzen vor Tieren
- Oft sind Freiflächen von Brombeeren überwuchert. Das Pflanzen
zwischen diesen kann sehr unangenehm sein. Allerdings ist auch
das Fressen der Pflanzen zwischen Brombeeren unangenehm. Wenn
es sich ergibt, meide ich also Brombeeren nicht. Um etwas
besser durch das Gestrüpp zu kommen, habe ich meist eine
Gartenschere dabei und schneide mir den Weg durch die Ranken
etwas frei.
- Im Herbst 2022 habe ich oft an den Tagen nach dem Pflanzen
gesehen, dass die Erde um das Bäumchen ausgebuddelt war und
das Bäumchen einfach daneben lag, teilweise mit dem Wurzelende
noch in der Erde. Ich habe den Verdacht, dass Schweine nicht
an dem Bäumchen interessiert sind, aber die aufgewühlte Erde
eventuell nach Pilzen oder ähnlichem riecht. Ich experimentiere
darum damit, das Wasser zum Angießen mit "menschlichem Duft"
zu versehen.
- Im Winter sieht man sehr gut die Stellen, an denen Wildschweine
bevorzugt wühlen. Solche Stellen versuche ich zu meiden.
Wissen, das mir noch fehlt
- Ansprüche von Bäumen an die Bodenbeschaffenheit
- Bodenbeschaffenheit erkennen
Pflanzstellen
Alle Pflanzungen dokumentiere ich mit einem Foto mit GPS-Koordinaten, damit
ich sie auf einer Karte auf OSM
darstellen kann.
Die Bilder der Bäumchen befinden sich darüber hinaus in einer
Galerie.
Statistik
| gesamt | Eibe | Bergahorn | Rotbuche | Lärche | Roterle | Douglasie | Goldregen | Esche | Flatterulme | Kirsche | Spitzahorn | Hainbuche | Eiche | Walnuss | Linde | Robinie | Birke | Feldahorn | Elsbeere | Ilex | Kastanie | Fichte | Strauch | unbekannt
|
2020: | 42 | -4 | 16 | -4 | 8 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 4 | | 5 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 3 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 6 | |
2021: | 232 | -25 | 36 | -7 | 55 | -6 | 0 | | 0 | | 58 | | 46 | | 4 | -2 | 10 | -2 | 0 | | 10 | | 5 | -3 | 0 | | 0 | | 4 | -3 | 0 | | 0 | | 1 | -1 | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 2 | | 1 | -1 |
2022: | 627 | -33 | 174 | -18 | 165 | -6 | 125 | -1 | 92 | | 0 | | 0 | | 24 | -5 | 16 | | 0 | | 7 | | 6 | -2 | 7 | | 1 | | 0 | | 4 | -1 | 4 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 2 | | 0 | |
2023: | 1900 | -43 | 756 | -17 | 425 | -22 | 147 | -2 | 44 | | 54 | | 99 | | 27 | | 91 | | 45 | | 8 | | 81 | -1 | 24 | | 31 | | 8 | | 12 | | 0 | | 1 | | 0 | | 2 | | 2 | | 1 | | 1 | | 37 | -1 | 1 | |
2024: | 1442 | -9 | 908 | -8 | 82 | | 59 | | 60 | | 0 | | 198 | | 4 | | 63 | | 0 | | 3 | | 19 | | 0 | | 0 | | 0 | | 7 | -1 | 0 | | 0 | | 6 | | 0 | | 0 | | 0 | | 0 | | 32 | | 0 | |
gesamt: | 4243 | -114 | 1890 | -54 | 735 | -34 | 331 | -3 | 196 | | 112 | | 343 | | 63 | -7 | 185 | -2 | 45 | | 28 | | 111 | -6 | 31 | | 35 | | 12 | -3 | 23 | -2 | 4 | | 2 | -1 | 6 | | 2 | | 2 | | 1 | | 1 | | 73 | -1 | 8 | -1 |
Negative Zahlen bedeuten wiedergefundene aber abgestorbene Bäume
Pflanzaktionen: gesamt: 1134 (privat = 3109)
24.04.2021: | Armeleuteberg | Bergahorn 20, Kirsche 10 |
20.11.2021: | Hüttestieg | Roterle 58, Douglasie 46 |
09.04.2022: | Großer Heeg | Lärche 92, Hainbuche 7, Kirsche 7 |
23.04.2022: | Nationalpark Drei Annen Hohne | Rotbuche 53 |
10.11.2022: | Nationalpark Braunlage | Rotbuche 66 |
14.04.2023: | Nationalpark Ilsenburg | Rotbuche 99 |
15.04.2023: | Schierke Mäuseklippe Heiermann4future | Lärche 44, Douglasie 23 |
22.04.2023: | Hüttestieg | Hainbuche 24, Douglasie 76, Rotbuche 35 |
28.10.2023: | Elend Heiermann4future | Bergahorn 64, Roterle 54, Flatterulme 42 |
20.04.2024: | Elend Heiermann4future | Douglasie 198 |
26.10.2024: | Braunlage, Bergwaldprojekt | Rotbuche 56, Lärche 60 |
Links
Zitat
Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, daß er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen.
-- Rabindranath Tagore
Beispiele für junge Bäume in unserem Garten
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Eiben | Bergahorn |